Es macht mir Angst, es läuft einfach zu gut - waren Gaby ihre Worte. Wir hatten super Wetter, Wind der zu vernachlässigen war, mir ging es körperlich super und die Technik war perfekt. Gaby und Marvin, meine Begleitung, haben einen super Job gemacht, auch wenn es nachts nicht einfach war, hatten wir bis zur Fähre 90 min Vorsprung. Gaby und Marvin warteten an der Fähre, die eigentlich 21:30 Uhr ihre letzte Fahrt hat und bei Hochwasser um 20 Uhr. Nun war ich 19:30 Uhr schon da und glücklich, dass alles so perfekt läuft. Bis Gaby sagte, die letzte Fähre ist aus technischen Gründen um 18 Uhr gefahren. Ein Anruf hat uns dies bestätigt. Ich hätte über 4 Stunden mit dem Rad gebraucht, um auf die andere Seite zu kommen.
Auch das Suchen nach einem Boot war vergeblich. Diese Zeit hätte ich niemals wieder aufholen können. Daher haben wir an der Fähre nach 875 km und 34 Stunden abgebrochen. Das ich bis nach Kap Arkona komme, weiß ich auch so. Ich wollte meine 48 Stunden und der schon geglaubte Rekord wurde uns brutal aus den Händen gerissen. Auch das Auto war keine Option, wir bleiben Fair, das sollte der Sport schon sein. Daher nehmen wir es sportlich und starten im Juni 2025 den 2. Versuch. Mit Heiko Sagert habe ich heute schon einen neuen Plan geschmiedet. Dazu mein bewährtes Team, wir haben wieder gelernt. Passiert uns nicht wieder. Danke an alle, die mir die Daumen gedrückt haben, bin schließlich trocken geblieben. Im nächsten Jahr holen wir uns den Rekord.
Ecuador
2018.03.18 Quito - Palanda
Das Abenteuer fing richtig früh an: geschlafen haben Guido und Alex nicht viel, da heute um 5:40 der Flug nach Loja, der nächste Flughafen in der Nähe von Palanda, geplant war. Der Flug wurde auf Grund der schlechten Wetterbedingungen (mit nur 6km Sicht am Flughafen!) gestrichen. Wer hätte gedacht, dass Guido, Marvin & Alex Kühn Ecuador zweimal durchqueren würden? In Kooperation mit dem Ecuador-Experte Alfonso, wurde schnell eine Lösung gefunden – es geht in den Süden mit dem Bus weiter! Können Sie sich vorstellen von Hamburg nach München nur über die Landstraße zu fahren? Das hat das Team gemacht. Um 3 Uhr morgens (19.03.2018), 800km später und Pässen die über 4300 Hm liegen, kamen sie nach über 13 Stunden Reisezeit schlussendlich in Palanda an.
Vor dem Start: Feuer und Flamme
Der Empfang von Guido Kunze und seiner Familie in Ulaanbaatar, der mongolischen Hauptstadt, war überaus herzlich. Alle sind Feuer und Flamme für das Projekt, mit der Durchquerung der Mongolei – über 2500 Kilometer von der russischen bis zur chinesischen Grenze – ins Guinness-Buch der Rekorde zu kommen. Dementsprechend ist die Unterstützung fast schon grenzenlos. Eine letzte komfortable Nacht im Kempinski-Hotel täuschte aber nicht darüber hinweg, was die nächsten Tage auf dem Programm steht. Kaum Schlaf und ewig lange, anstrengende Tage. Mit zwei Transportern und einem Reisebus brach die 13-köpfige Crew schließlich Richtung russischer Grenze auf – 1500 Kilometer auf teils extrem ruppigen Straßen. Punkt 17 Uhr brach Guido schließlich am 4. August zu seinem Mongolei-Abenteuer auf. Unter den begeisterten Blicken von gut gelaunten Grenzbeamten. Und das bestätigte das, was Guido schon auf der Anfahrt erlebt hat – unter anderem bei einem Besuch von Nomaden in einer Jurte und bei einer Farmer-Familie: die Herzlichkeit und Gastfreundschaft hier kennt keine Grenzen.
Tag 1: Es läuft gut. Eigentlich
Guido ist froh, dass es endlich losgeht. Zwar erwischt ihn gleich zu Beginn einer der berüchtigten heftigen Regenschauer des mongolischen Sommers – doch ansonsten läuft es wie geschmiert. Es wird extrem windig – aber es bläst von hinten und das verleiht Guido die ersten Stunden ordentlich Schub. Doch in der Nacht dreht der Wind, was die Durchschnittsgeschwindigkeit ordentlich wieder drückt. Aber Guido kämpft sich mit all seiner Routine durch. Fährt so präzise wie ein Uhrwerk und macht seine regelmäßigen und kurzen Pausen wie geplant. Die erste Nacht fährt er komplett durch – und als es wieder hell wird kann er die atemberaubende Weite der Landschaft genießen. Bei der Mittagspause kommt er sogar in Kontakt mit einer mongolischen Tradition. Eine Frau segnet seine Reifen mit Milch. Jetzt kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Doch am späten Nachmittag kommt die erste Hiobsbotschaft. Guido hat Magen-Darm-Probleme. Muss sich heftig übergeben. Nach knapp 30 Stunden und 606 Kilometern steigt er entkräftet vom Rad. „Ich fahr heute keinen Meter mehr“, sagt er, bevor er direkt ins Bett fällt. Wie es morgen weitergeht? Das weiß im Moment noch niemand.
Tag 2: Fast schon ein Ruhetag
Am Morgen von Tag zwei die Erleichterung: Guidos Magen hat sich über Nacht erholt. Zumindest so, dass er sein Projekt Mongolei-Weltrekord fortsetzen konnte. Zwar kann er noch nicht wirklich viel essen, aber das, was er zu sich nimmt, bleibt wenigstens drin. Nach dem Höllenritt von 600 Kilometern am Stück gönnte er sich fast so etwas wie einen Ruhetag. Allerdings ging’s das erste Mal in die Berge. Landschaftliche Abwechslung einerseits. Kräftezehrend andererseits. Aber Guido weiß mit Krisen umzugehen. „Nur“ rund 200 Kilometer, immerhin sieben Stunden Schlaf und wieder früh ins Bett war seine Strategie um durchzuhalten. Auch weil morgen die Berge länger und steiler werden. Und er dankbar sein wird, mit dem Ghost Lector ein Mountainbike als Gefährt gewählt zu haben.
Tag 3: Im Gravel-Fieber
Eigentlich sind die Straßen in der Mongolei bislang besser als gedacht. Aber sobald es bergauf geht, hört hier der Asphalt auf. Loser Schotter mit üblen Schlaglöchern – teilweise so steil, dass Autofahrer vermeiden müssen anzuhalten. Wieder anzufahren wäre an vielen Stellen schlicht unmöglich. Guido hat da schon das bessere Gefährt. Federgabel und Shimanos neue XTR mit bergtauglicher Übersetzung lassen ihn förmlich über die Berge spazieren. Und es ist unglaublich. Selbst nach drei Tagen Strapazen hat Guido immer ein Lächeln im Gesicht. Ist zu allen um ihn herum freundlich. Und steigt bestens gelaunt vom Rad, um sich wie in Arkhangai aimag tsetserleg khot empfangen zu lassen. Dass ihn das eigentlich wertvolle Zeit für den Weltrekord kostet, stört ihn nicht weiter. „Das hole ich unterwegs schon wieder rein“, sagt er frohen Mutes und nimmt die restlichen der heutigen 350 Kilometer in Angriff.
Tag 4: Großer Bahnhof in Ulaanbaatar
Es ist unglaublich: Guido sind die Strapazen nur selten wirklich anzumerken. Und er sitzt alles andere als stur auf dem Rad. „Du musst mal Deine Tür fetten“, sagte er lächelnd zum Fahrer eines der Begleitfahrzeuge und holte schnell sein Öl aus seiner Werkzeugtasche. Siehe da: die Tür lief plötzlich wieder wie geschmiert. Was aber an Tag 4 viel wichtiger war: Guido wird im ganzen Land getragen von einer Woge der Begeisterung. Fernsehsender berichten, Menschen jubeln ihm zu. Und nach rund 1500 Kilometern Strecke wartete auf ihn ein riesiger Empfang in der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar. Hochrangige Politiker, Botschafter und Funktionäre empfingen Guido, der von der Polizei eskortiert, im Stadtzentrum eintraf. Und sie gratulierten ihm so, als hätte er es fast schon geschafft. Aber es sind noch mehr als 500 Kilometer ...
Tag 5: Der letzte Husarenritt
Guidos großes Ziel war immer, weniger als sechs Tage zu brauchen, um im Ziel in Baruun-Urt anzukommen. Zwar sind es von dort aus noch gut 250 Kilometer bis zur chinesischen Grenze – aber es gibt bis dahin nichts, was man noch annähernd als Straße bezeichnen könnte. Deswegen endete Guidos Tour nach 5 Tagen, 21 Stunden und 59 Minuten im Osten der Mongolei. Dazu fuhr Guido die letzte Nacht einfach nochmal durch. Zwischendurch war er zwar so fertig, dass er fast nicht mehr wusste, wo er war. Aber am Schluss kehrte das Guido-typische grinsen wieder in sein Gesicht zurück. „Lass uns mal die letzten 20 Kilometer so richtig genießen“, sagte er, als er begleitet von mongolischen Nachwuchsfahrern das Ziel vor Augen hatte. Glücklich fiel er allen Begleitern und vor allem seiner Familie um den Hals. Und sein ältester Sohn Marvin sagte beim Umarmen lapidar: „Also dann bis zum nächsten Projekt.“
Bildquelle: https://www.amicus-reisen.de/landkarte-der-mongolei/
Einen ausführlichen Bericht findet ihr vorab auf der MDR.de - Webseite:
Unterstützer dieses Projekt findet Ihr, wenn ihr runter scrollt auf der Linken Seite unter: Misheel-Kids
Wenn Ihr das Projekt: Trans Mongolia Unterstützen wollt, kontaktiert mich.
Stand: 26. Juli 2022