Große Erfahrung
Eigentlich ist Guido Kunze Hobbysportler. Doch er betreibt seine Hobbys auf etwas andere Art und Weise: So führt ihn das „Guiness Buch der Rekorde“ für die schnellste Nonstop-Raddurchquerung von Australien. Er finishte beim Race Across America, fuhr die Strecke der Tour de France 2009 nonstop, lief den Badwater Run, den Ultratrail du Montblanc sowie den Transalpine Run. Aber die Nonstop-Alpenüberquerung stellte eine Herausforderung der besonderen Art dar: „Die Nonstop-Transalp gehört mit zum Brutalsten, was ich bislang gemacht habe. Im Gegensatz zu Australien oder dem Race Across America, wo das Wohnmobil mehr oder weniger parallel mit mir mitfuhr und so für Sicherheit sorgte, gibt es auf dem Bike keine Sekunde der Entspannung. Gerade bergab ist höchste Konzentration gefordert. Und ein Crash kann im Gebirge verhängnisvolle Folgen haben. Ich muss im Nachhinein sogar zugeben, dass ich die Angelegenheit etwas unterschätzt habe.“
Support Team elementar wichtig
Begleitet wurde Kunze unterwegs von einer TV-Crew des MDR (deren Kamera-Equipment jedoch Opfer des Regens im Allgäu wurde), Hobby-Mountainbikern vom Team CRAFT and Friends und seinem Freund Silvio Holub, der das Begleitwohnmobil fuhr und sich als Schrauber um Guidos Bike kümmerte. Neben einer perfekten Vorbereitung und Logistik – Essen, Trinken, Mechaniker, frische Bekleidung, Materialpflege– bezeichnet Guido Kunze sein Support-Team als elementar wichtig: „Ich weiß nicht, ob ich es ohne die Begleiter geschafft hätte. Sie sorgen für mehr Sicherheit, sie helfen bei der Navigation und die Gespräche lenken von den Schmerzen ab. Vor allem aber ist es einfach schön, wenn einen mal jemand in den Arm nimmt!“
50cm Schnee und nur drei Stunden Pause
Dies hätte er auch beim Tiefpunkt seines Höllenrittes brauchen können: In der ersten Nacht überquerte er alleine die Silvretta-Gruppe von Ischgl nach Scuol und stand auf dem Idjoch in 50 Zentimeter tiefem Neuschnee. „Da hat mir mein GPS zwar gezeigt, wo der Weg sein sollte, aber wenn man ihn nicht mehr sieht, weil er unter dem Schnee liegt ... Das war richtig bitter!“ Insgesamt ruhte der Extremsportler nur etwa drei Stunden, „aber das ist kein richtiger Schlaf. Ich kriege alles mit, weil ich so unter Strom stehe. Ich befinde mich da eher in einer Art Stand-By Modus. Zum Glück habe ich mit dem Schlafentzug von meinen anderen Projekten sehr viel Erfahrung. Ich weiß wie mein Körper funktioniert.“ Die Folgen seines Trainingsunfalls – drei Wochen vor der Transalp hatte sich Kunze bei einem Fahrtechnik-Training mit dem Allgäuer 4Cross-Profi Guido Tschugg einen Hodensackriss zugezogen, der mit zwölf Stichen genäht werden musste – versuchte er positiv zu sehen: „Wenn’s weh tut, schläft man nicht so leicht ein.“