Dann wird es ernst, der Startschuss fällt. 106 Höhenmeter sind es von nun an, die Guido mit jeder Bergfahrt seinem Ziel näher kommt. Mit kontinuierlichem Tempo strampelt er den Berg hoch, um dann mit bis zu 80km/h wieder ins Tal zu sausen. Wendeschleife, Zeitnahme passieren, und das Ganze von vorn.
Immer mal wieder kommen am Nachmittag interessierte Sportler & Nichtsportler. Blicke und Kommentare sind eine Mischung aus Respekt, Ungläubigkeit, Begeisterung, Skepsis und Anfeuern. Der ein oder andere fährt eine Runde mit. Wer es schafft…
Die ersten 6 Stunden sind um, alles läuft nach Plan. Langsam kommt die Nacht. Die Dunkelheit mag Guido nicht besonders. Die nächsten 12 Stunden muss er sich nun allerdings mit ihr arrangieren. Der Vollmond erleuchtet die Nacht zwar, dafür gehen die Temperaturen rapide nach unten. Nur knapp über Null Grad. Für Guido wird es mühsam, Kälte und Dunkelheit machen ihm zu schaffen. Aus dem Auto, was ihn Runde für Runde begleitet, bekommt er nicht nur Nahrung und Motivation, sondern auch laute Musik zur Unterhaltung. Nebeneffekt: Tiere, die Guido ins Rad hätten laufen können, wurden an der Strecke keine gesichtet.
Immer öfter muss sich Guido zwischen den Runden vom Physiotherapeuten die Muskeln und Füße aufgrund der Kälte lockern lassen. Daran ändert auch die aufgehende Sonne gegen 7 Uhr nichts. Zu schaffen machen ihm die Nachwirkungen eines Infekts, wegen dem er wenige Tage zuvor noch in Behandlung war. Es geht ihm nicht gut. Da hilft auch nicht die Unterstützung der Freunde, die neben ihm herfahren und sich mit ihm unterhalten, damit die eintönigen Runden nicht so trist verlaufen. Guido baut immer mehr ab, hinzukommen Schnupfen und Husten, er will keine Nahrung mehr zu sich nehmen. Sein Arzt rät ihm besorgt zum Abbruch. Guido lässt sich überzeugen.
Das Aus am Samstagmittag nach ziemlich genau 24 Stunden. Guido steigt vom Rad. Zu dem Zeitpunkt stehen knapp 13.000 Höhenmeter auf der Uhr, 117 mal hat er den Berg erklommen. Erschöpft ist er. Dennoch gibt es ein Lächeln für seine Fans und sein Team. Er lässt sich anerkennend auf die Schulter klopfen, schüttelt Hände, beantwortet bereitwillig Fragen. Während Guido sich etwas erholt, werden bereits der Bergkönig und die Bergkönigin ausgefahren. Gemeinsam mit Guido stehen wir an der Strecke und feuern die ca. 30 Radler an, die für einen guten Zweck an den Start gehen. Die Summe der Startgelder wird gespendet für das Projekt "Starke Mädchen, coole Jungs" des Suhler Sportbund e.V.
Es dauert gar nicht lange, da ist Guidos Optimismus zurück. Ein Weltrekord ist ein Weltrekord und kein Kindergeburtstag. Das kann eben auch mal nicht klappen. Für dieses Mal muss er sich geschlagen geben. Guido will es aber wissen. Mit den gesammelten Erfahrungen der letzten 24 Stunden hält er die Sache für absolut machbar. Der Termin ist schnell gefunden, möglichst kurz sollen die Nächte sein. Im Juni 2014 wird es klappen!
Fortsetzung folgt…
Ulrike Lösekrug / 22.10.2013