Radmarathon am Todesberg der Tour de France
Mit unglaublichem Durchhalte-vermögen hat der 41-jährige Thüringer Extremsportler Guido Kunze den 642 km langen Ultramarathon „Raid Provence Extreme“ durchgestanden. Das Radrennen führte an Pfingsten nonstop vom südfranzösischen St.Remy quer durch die Provence zur gigantischen Schlucht des Gorges de Verdon in den provencalischen Alpen und wieder zurück. 11.250 Höhenmeter waren zu überwinden.
Gleich zweimal stand der Todesberg der Tour de France, der 1912 m hohe Mont Ventoux, auf dem Programm. 1967 starb hier der englische Radprofi Tom Simpson. Der erste Dopingtote der Tour: In seiner Trikottasche wurden Röhrchen mit Amphetaminen gefunden. Sein Denkmal kurz unterhalb des Gipfels bekamen Guido Kunze und seine Mitstreiter – nur 30 Fahrer und 3 Fahrerinnen trauten sich die Tortur überhaupt zu – allerdings nicht zu sehen. Dichter Nebel mit Hagelschauern und Gewittern umhüllte den Berg. Wegen des Unwettes stand des Rennen kurz vor dem Abbruch, dank der Besonnenheit der Fahrer kam es jedoch bei der riskanten Talfahrt zu keinen Stürzen.
Bei stetigem Gegenwind näherten sich die Ausdauersportler den provencalischen Alpen. Die Gorges de Verdon wurde gegen Abend erreicht – da waren die Fahrer bereits 12 Stunden oder länger unterwegs. Die 112 km lange und kurvenreiche Umfahrung des Grand Canyon mit ihren zahlreichen Anstiegen musste in der Dunkelheit gemeistert werden. Längst war das Feld weit auseinander gezogen, die Fahrer auf sich gestellt. Mehr noch als die nachlassenden Kräfte bereitete Müdigkeit den Fahrern Probleme. Den Gipfel der 1812 m hohen Montage de Lure erreichte Guido Kunze im Morgengrauen. Auch hier dichter Nebel und Nebel, der Wind allerdings hatte nachgelassen.
Der zweite Aufstieg auf den Mont Ventoux – da saßen die Fahrer schon 20 Stunden und länger im Sattel – musste gestrichen werden. Zu gefährlich, die Wetterbedingungen hatten sich nicht geändert. Nach 26:10 Stunden erreichte Guido Kunze das Ziel, ein 4.Platz in seiner Altersgruppe und 13.Platz in der Gesamtwertung. Sieger wurde Hugues Roco aus Grenoble in nur 21:40 Stunden.
Guido Kunze betrachtet den extrem schwierigen „Raid Provence Extreme“ vor allem als Training für seinen Weltrekordversuch. Im Herbst möchte der KFZ-Meister aus Mühlhausen die 4225 km von Perth nach Sydney quer durch Australien in weniger als 7 Tagen, 19 Stunden und 47 Minuten auf seinem Fahrrad durchqueren.
Als weiteres Ausdauertraining wird er 22./23.Juni den Rennsteig hin und zurück laufen, 340 km. Auf der einfachen Strecke erzielte er 2004 mit 20 Stunden 38 Minuten einen Rekord.
Stefan Feldhoff